Nach der Erklärung über luftdichte Häuser kommt häufig der Einwand: „Ihr Haus atmet dann aber nicht mehr.“
Dieser Versuch einer Argumentation kommt meist von (früherer) Werbung in Bauprodukten, daß manche Baustoffe angeblich atmen konnten. Der Baustoff selbst konnte jedoch noch nie atmen, wie man es als für einen Menschen ausreichend versteht. Es gibt einen Diffusionsdurchgang durch Materialien, d.h. Gasteilchen können mehr oder weniger gut hindurchwandern. Diese Werte reichen aber auch bei diffusionsoffenen Baustoffen nicht aus, um ein dauerhaftes Leben in einem geschlossenen Haus zu erreichen. Folglich atmet ein Haus durch
- die Fenster und Außentüren, wenn man sie öffnet
- durch den Einsatz einer Lüftungsanlage, wenn sie eingeschaltet ist (beziehungsweise sonstige planmäßige Lüftungsmöglichkeiten wie Abluftventilatoren etc. im Bestand)
und - durch Baufehler oder nicht dauerhafte Konstruktionen wie z.B. und sicherlich nicht vollständig:
- schlampige Anbindung von Fenstern und Türen an die Wände
- nicht mehr zeitgemäße Ausbildungen der Anschlüsse Holzdachstuhl an Mauerwerk
- durch veraltete Bauteile wie Fenster ganz ohne Dichtungen
Damit das Leben auch unter dem Gesichtspunkt eines energieeffizienten Nutzens eines Gebäudes funktioniert, werden in jedem Passivhaus Lüftungsanlagen mit Wärmetauscher zur Wärmerückgewinnung in der kalten Jahreszeit eingesetzt. Dies sichert den hygienisch notwendigen Frischlufttausch im Haus bei (in der Heizperiode) Wärmerückgewinnung von 75-90% der in der Abluft enthaltenen Wärmeenergie.
Ein kleines Beispiel für den Sinn einer Lüftungsanlage -möglichst mit Wärmerückgewinnung- beim Neubau oder bei energetischer Sanierung , egal ob Sie den Passivhausstandard erreichen oder nicht, möchte ich Ihnen gerne liefern:
In einem Schlafzimmer, Grundfläche 4 m * 4 m = 16 m² und 2,5 m Raumhöhe haben Sie 40 m³ Luftvolumen. Der lufthygienisch notwendige Wert für einen schlafenden Menschen ist 20 m³ je Stunde. Im Winter schläft man aus Komfortgründen meist mit geschlossenem Fenster. Bei einer Sanierung der Fenster wird dieser Raum zeitgemäß luftdicht werden. Ohne Lüftungsanlage müssen Sie regelmäßig mit der Fensterlüftung einen Luftwechsel herstellen.
Wenn Sie mit Ihrem Partner in diesem Zimmer schlafen, ist dies bei 2 Personen mit 2 * 20 m³/h = 40 m³ am einfachsten durch Einsatz eines Stundenweckers aus der Küche zu sichern. Ob diese Variante dann dem angestrebten Ziel der Nutzung entspricht, muß jeder Bauherr mit seinem Planer entscheiden.
Durch dieses kleine Rechenbeispiel sehen Sie, warum Lüftungsanlagen heutzutage meist als Komfortlüftungsanlage bezeichnet werden.
Hinweis: Bei geplanten oder vorhandenen Feuerungsanlagen im von einer raumlufttechnischen Anlage belüfteten Bereich (z.B. Holzofen im Wohnzimmer) bitte vorher mit dem zuständigen Bezirkskaminkehrermeister sprechen, welche Vorkehrungen den sicheren Betrieb der Feuerstätte garantieren.